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orange

Die Dunkelheit liegt schwer auf der Stadt. Ich fahre durch vom Sommer aufgeheizte Straßen. Wild fliegt mein Haar durch den Wind, die Hitze klebt auf der gesonnten Haut. Hintergründig plätschert Musik, während die Bald-Zuhause-Müdigkeit sich schwermütig auf mich legt. Ich beschleunige, das Motorbrummen erfüllt die Nacht. Die Straßen sind leergefegt, denn es gibt keine Ziele. Orangene Lichter zeugen von einer Erinnerung an Leben, konservieren den Tag. Der Blinker bestimmt den Rhythmus, die Geräusche der Fahrbahn singen mich in den Schlaf. Es ist eine versöhnliche Romantik, die nicht viel verlangt. Wie eine Umarmung, ein unverbindliches Versprechen - alles ist möglich für die Dauer der endlosen Nacht. Nicht mehr weit, mein Herz spürt die Nähe. Ein Einbiegen, ein Schlüsselumdrehen.  Mucksmäuschenstille.

mitte zwanzig

Können wir etwas richtig verrücktes machen? Irgendwo hinfahren, ohne Ziel und Plan. Mit runtergekurbelten Fenstern und dem Gefühl, dass wir richtig cool sind. Etwas wagemutig und ein kleines bisschen unvernünftig. Kleider anziehen, die wir uns sonst nicht anzuziehen trauen. Richtig leckere Speisen probieren, die wir noch nie gegessen haben. Bis spät in die Nacht den warmen Sommerabend genießen und als letzte im Restaurant sitzen. Mittags Wein trinken und den ganzen Tag den Bikini drunter tragen. Laut sein und lachen, sorglos. Fremde Orte erkunden, neue Düfte wahrnehmen. Durch verwinkelte Gassen schlendern und im Meer treiben. Völlig harmlos mit Jungs flirten, lachend den Kopf in den Nacken werfen, weiter laufen, die Mädels im Arm. Nächte durch tanzen, barfuß im Mondschein spazieren. Mit der Gewissheit, dass in der Ferne unser Leben, sicher und wundervoll, auf uns wartet. Uns unserer Liebsten bewusst. Dankbar ob des Hafens, an den wir zurück kehren können. Aber mal ganz kurz weit weg, i...

kchr

Nichts ist so laut wie die Stille, wenn das erste mal jemand einen frisch geschriebenen Text von dir liest und du daneben sitzt und wartest. Auf das Urteil. Auf eine Reaktion. Auf ein Geräusch. Es fühlt sich an, wie damals in der Schule. Während mein Freund aber anständig und ruhig liest, unterbrach der unsympathische Lehrer die Stille gelegentlich mit einem Schnauben. Einem Kopfschütteln. Und dem provokanten, aggressiven Kratzen des Rotstifts auf meinem Text. Meinem Werk. Meiner Kunst. Kchchchr. Falsch. Umso länger das Kchchchr andauerte, desto mehr war falsch. Diese Unterbrechung der Stille war nicht nur ohrenbetäubend. Sie war auch irgendwie pietätlos. Abartig.  Mein Freund ist anständig und ruhig. Er nickt nicht mal mit dem Kopf. Oder schüttelt ihn wenigstens. Seine Augen sind nicht verbissen, in ihnen lauert nicht der Wunsch, einen Fehler zu entdecken und den Rotstift laut FALSCH rufen zu lassen. Er verzieht keine Mine, atmet er überhaupt? Ich werde verrückt. Die Stille ist so...

parallel

Ein Tropfen auf meinem Kopf. Ich starre regungslos aufs Wasser. Die Finger sind kalt. Ich will nicht nach Hause. Zuhause ist schön. Hier ist es unsicher. Unsicher heißt, alles ist möglich. Also sitze ich hier, unbegrenzt, mit dem Geschmack von Freiheit. Illusion. Die Füße sind kalt. Entropie. Ich träume. Schwebe durch Parallelwelten. Abenteuer geschehen, niemand wird verletzt. Ich träume vom Wilden, Ungestümen. Sommertagen ohne Regeln. Von Nähe und Spannung. Jemand läuft an mir vorbei, ich glaube nicht, dass er mich sehen kann. Ich bin so weit weg. Ich träume von anderen Realitäten. Anderen Chancen und Entscheidungen. Herzklopfen, verursacht durch Magie. Den Chaosfaktor. Das Leben. Niemand wird verletzt. Nur ich, beim Wiedereintritt in die Realität. Tropfen auf meinem Kopf, der Hand, dem Papier. Tropfen auf der Realität.

time lapse

"How the winds are laughing, they laugh with all their might" - Joan Baez It's been a year. Today. It's been year since we met. Since a familiar stranger showed me my potential and nudged me into the right direction, motivated me to follow my path. Just enough, to spark curiosity and excitement for what is yet to come. One year ago, you were the first person who met me and told me about my magic as if it was the most obvious feature I carried. You paused me amidst a spiral of uncertainty, expansion and not-yet-enoughness and embraced me with your daring, almost offensive hope in me. I wonder whether you know about the spark you lit. And if it ever occurs to you to remember what you saw me becoming, what you made me see. It's been four years. More or less. Four years since you came back into my life. Since you, damaged soul, reached out as if our story had not yet been told. Because you saw something in me which you could not quite name - and neither could I. It wa...