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Es werden Posts vom Oktober, 2020 angezeigt.

balance

Balance Zwischen Angst und Dankbarkeit. Angst. Vor dem Ungewissen, dem nie Dagewesenen. Trotz allem, was ich habe. Vor der Isolation, der Entfernung. Der Zukunft und dem, was sie bringen wird. Davor, dass die Menschen, die mir am Herz liegen, einsam sind. Vor verpassten Chancen. Davor, dass es irgendwann nicht mehr geht, es nicht mehr reicht. Angst vor dem was kommen kann. Dankbarkeit. Für alles, was ich habe. Trotz allem, was ist. Für das Dach, das warme Zuhause. Die zahlreichen Mahlzeiten, die nicht nur sättigen, sondern erfüllen. Für die Menschen in meinem Leben, die mein Herz auch aus der Entfernung wärmen. Für den Job, der mir bleibt. Für die Möglichkeit, mir das zu finanzieren, was ich brauche und mir hilft. Dankbarkeit für das Privileg, mich zu isolieren. Ich kann sagen, dass an den allermeisten Tagen die Dankbarkeit siegt. (Und auch dafür bin ich dankbar.)  Und ich denke an all die Menschen, die weniger haben, wofür sie dankbar sein können. Und an alle, die die Angst zu oft ein

vergebung

Ich habe mich schlecht behandelt. Ich habe mich vernachlässigt. Ich war nicht für mich da. Als ich mich am meisten gebraucht habe, habe ich mich im Stich gelassen.  Ganz öffentlich habe ich schlecht über mich geredet. Mich klein gehalten. Immer wieder habe ich mir gesagt, ich sei nichts wert. Ich würde nichts schaffen. Ich habe mich lange nicht ernst genommen und mir kein bisschen vertraut. Ich sagte, ich sei nicht hübsch genug. Nicht liebenswert genug. Nicht klug genug. Nicht genug. Ich sagte mir im Geheimen, ich sei zu viel, zu laut, zu komisch. Ich habe mich nicht wertgeschätzt. Ich habe versucht, mich vor der Welt zu verstecken und mich für mich geschämt. Immer wieder habe ich mich täuschen lassen, anderen mehr vertraut als mir. Habe zugelassen, dass sie mir weh tun und mit ihnen gelacht. Habe mitgemacht. Ich habe mich vergiftet. Ich habe mich misshandelt und gegaslighted. Mich belogen und manipuliert. Viel zu oft habe ich mich verletzt. Manchmal fahrlässig, manchmal mutwillig. Ich

glück

Langsam schweift mein Blick über den Horizont. Vor mir erstreckt sich kilometerweites Blau, unterbrochen nur von den leicht verschwommenen Schemen vor Ufer liegender Schiffe.  Ich beobachte, wie sich weit draußen Wellen bilden und versuche, ihnen mit dem Blick zu folgen. Erst kaum mehr als eine Spiegelung auf der sonst glatten Oberfläche, wandern sie stetig weiter, wachen schnell und brechen dann, majestätisch und machtvoll, einige Meter vor mir in brodelndes Weiß. Mit jeder Welle, die bricht, schwappt Ehrfurcht durch mich. Wie hypnotisiert, verfolge ich eine nach der anderen bei diesem Schauspiel. Bis sich mein Blick letztlich nur noch auf den Punkt fixiert, an dem die Wellen ihren Höhepunkt erreichen und das Wasser sich vollends aufgetürmt hat. Für einen kurzen Moment, einen Herzschlag, scheint es still zu stehen. Glitzernd in der hoch stehenden Sonne, fast verspielt, aufgeregt. Nur, um dann mit all seiner Macht herab zu stürzen.  Als wolle es Stärke demonstrieren, legt das Meer in d

morgens

Mich umgibt Licht. Meine Seele ist friedlich. Ich bin leicht.  Ich wache auf. Ich spüre die Strahlen der Morgensonne auf meiner Haut. Sie kitzeln mir in der Nase. Ich nehme meinen Körper war, noch unbeweglich aber da. Unter mir das weiche Laken. Eingewickelt in ein voluminöses Federbett, dass mir Sicherheit gibt und meine Haut streichelt. Es ist warm. In der Entfernung gurrt eine Taube. Ich nehme Atemgeräusche wahr.  Ich öffne die Augen.  Mein Blick fällt auf dich, schlafend, friedlich. Die weiße Decke halb von dir gestrampelt. Noch an einem völlig anderen Ort.  Ich lächle. Lege meine Hand vorsichtig in deine. Sehe dich und sauge das Bild auf. Rieche dich. Spüre dich. Deine Haut zart und weich, dein Atem ruhig und gleichmäßig. Wärme durchströmt mich. Liebe.  Ich lächle.  Du wachst auf.