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Es werden Posts vom März, 2021 angezeigt.

kchr

Nichts ist so laut wie die Stille, wenn das erste mal jemand einen frisch geschriebenen Text von dir liest und du daneben sitzt und wartest. Auf das Urteil. Auf eine Reaktion. Auf ein Geräusch. Es fühlt sich an, wie damals in der Schule. Während mein Freund aber anständig und ruhig liest, unterbrach der unsympathische Lehrer die Stille gelegentlich mit einem Schnauben. Einem Kopfschütteln. Und dem provokanten, aggressiven Kratzen des Rotstifts auf meinem Text. Meinem Werk. Meiner Kunst. Kchchchr. Falsch. Umso länger das Kchchchr andauerte, desto mehr war falsch. Diese Unterbrechung der Stille war nicht nur ohrenbetäubend. Sie war auch irgendwie pietätlos. Abartig.  Mein Freund ist anständig und ruhig. Er nickt nicht mal mit dem Kopf. Oder schüttelt ihn wenigstens. Seine Augen sind nicht verbissen, in ihnen lauert nicht der Wunsch, einen Fehler zu entdecken und den Rotstift laut FALSCH rufen zu lassen. Er verzieht keine Mine, atmet er überhaupt? Ich werde verrückt. Die Stille ist so lau

parallel

Ein Tropfen auf meinem Kopf. Ich starre regungslos aufs Wasser. Die Finger sind kalt. Ich will nicht nach Hause. Zuhause ist schön. Hier ist es unsicher. Unsicher heißt, alles ist möglich. Also sitze ich hier, unbegrenzt, mit dem Geschmack von Freiheit. Illusion. Die Füße sind kalt. Entropie. Ich träume. Schwebe durch Parallelwelten. Abenteuer geschehen, niemand wird verletzt. Ich träume vom Wilden, Ungestümen. Sommertagen ohne Regeln. Von Nähe und Spannung. Jemand läuft an mir vorbei, ich glaube nicht, dass er mich sehen kann. Ich bin so weit weg. Ich träume von anderen Realitäten. Anderen Chancen und Entscheidungen. Herzklopfen, verursacht durch Magie. Den Chaosfaktor. Das Leben. Niemand wird verletzt. Nur ich, beim Wiedereintritt in die Realität. Tropfen auf meinem Kopf, der Hand, dem Papier. Tropfen auf der Realität.