glück
Langsam schweift mein Blick über den Horizont. Vor mir erstreckt sich kilometerweites Blau, unterbrochen nur von den leicht verschwommenen Schemen vor Ufer liegender Schiffe.
Ich beobachte, wie sich weit draußen Wellen bilden und versuche, ihnen mit dem Blick zu folgen.
Erst kaum mehr als eine Spiegelung auf der sonst glatten Oberfläche, wandern sie stetig weiter, wachen schnell und brechen dann, majestätisch und machtvoll, einige Meter vor mir in brodelndes Weiß. Mit jeder Welle, die bricht, schwappt Ehrfurcht durch mich. Wie hypnotisiert, verfolge ich eine nach der anderen bei diesem Schauspiel. Bis sich mein Blick letztlich nur noch auf den Punkt fixiert, an dem die Wellen ihren Höhepunkt erreichen und das Wasser sich vollends aufgetürmt hat. Für einen kurzen Moment, einen Herzschlag, scheint es still zu stehen. Glitzernd in der hoch stehenden Sonne, fast verspielt, aufgeregt. Nur, um dann mit all seiner Macht herab zu stürzen.
Als wolle es Stärke demonstrieren, legt das Meer in diese Moment noch etwas zu. Salziger Wind wirbelt mir durchs Haar als tosend eine besonders hohe Welle bricht, um dann, schaumig geschlagen, auf mich zu zu schwemmen. Mein ganzer Körper kribbelt, während ich beobachte, wie das Wasser auf mich zu kommt und meine nackten Füße bis zu den Knöcheln umschließt. Der Sand unter mir gibt nach und ich sinke etwas tiefer ein, grabe meine Zehen in den weichen Untergrund, während das Meet die Welle zu sich zurück holt und unter der nächsten begräbt.
Der leichte Stoff meines bodenlangen Kleides, der mir eben noch flattrig um die Beine spielte, schmiegt sich nun klebrig kühl an dieselben. Ich schließe die Augen und nehme einen tiefen Atemzug. Der salzige Duft dringt tief in meine Lungen. Es fühlt sich friedlich an. Erfüllt. Angekommen.
Ich spüre den Wind auf meiner Haut, nassen Sand zwischen den Zehen und die Sonne, die mein Salzwasser getränktes Haar trocknet.
Der Ausläufer einer nächsten großen Welle überrascht mich, und ich widerstehe dem Impuls, die Augen zu öffnen. Stattdessen konzentriere ich mich auf das plätschern zu meinen Füßen. Ich nehme das Rauschen war, das gleichmäßige Rauschen, mit dem das Meer spricht. Das Tosen, mit dem die Wellen ihr Schauspiel untermalen. Die Rufe der Möwen, die das Spektakel nutzen, um heran getriebenes Futter aus dem Wasser zu stibitzen. Ich höre die Stimme des Meeres.
In mir macht sich eine Friedlichkeit breit, die nur das Meer bringen kann, und ich denke:
Das ist das wahre Glück im Leben.
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